Als letzte Woche wieder die Uhr eine Stunde vorgestellt wurde, ging wie all die Jahre zuvor ein Aufschrei und ein Klagen durch die Lande. Fast hätte man meinen können, die Menschen seien kollektiv Opfer eines sadistischen Folterers geworden, der seine Opfer erbarmungslos auf der Streckbank dehnt. Ich bin mir nie ganz sicher, welchem Umstand der Schmerz und die Empörung geschuldet ist: dass man nicht weiß, in welche Richtung man im Frühjahr und Herbst die Uhrzeiger bewegen soll oder dass der Körper eine Woche braucht, um sich umzustellen, ein Faktum, dass die Reise- und Urlaubsweltmeister aus Deutschland, sobald sie in ein Flugzeug einsteigen bzw. im Urlaubsland ankommen, allerdings nie sonderlich zu belasten scheint. Ja, ich bin ein Freund der Sommerzeit. Ich hätte zugegebenermaßen auch nichts dagegen, dauerhaft eine Zeitzone weiter nach Osten zu wandern, dann könnten wir uns die Umstellerei der Uhren wirklich sparen. Wer das für eine absurde Idee hält, der sei daran erinnert, dass die Spanier vor 70 Jahren in die MEZ Zeitzone, sprich in unsere, wechselten. Eigentlich läge Spanien aufgrund seiner westlichen Lage eine Stunde hinter uns. Was bringt uns die Sommerzeit? Vergessen wir die offizielle Begründung, wegen der sie einstmals eingeführt wurde: die Energieersparnis. Das Argument hat sich längst als unstimmig erwiesen. Aber die Sommerzeit hat einen anderen großen Vorteil: sie bringt uns abends eine Stunde mehr Licht. Und diese Stunde ist Lebensqualität. Wer von in der Früh bis abends im Büro sitzt, hat dadurch tatsächlich noch die Chance ein wenig vom Tag vor der Türe und nicht nur vor der Glotze zu genießen. Da mit dem Tageslicht in der Regel mehr Wärme verbunden ist, kann man eben auch gemütlich etwas länger im Freien bleiben. Ich finde das einen Gewinn, für den ich auch eine Woche Unausgeschlafenheit in Kauf nehme, obwohl ich, wie gesagt, lieber dauerhaft eine Zeitzone nach Osten wandern würde.